Richtig, nachhaltig & effektiv spenden - 12 Tipps
Spenden sind ein wichtiges Instrument, um Gutes in der Welt zu bewirken. Doch wie stellt man sicher, dass das gespendete Geld auch tatsächlich dort ankommt, wo es am dringendsten gebraucht wird? Und wie kann man als Spender*in die grösstmögliche Wirkung erzielen? In diesem umfassenden Artikel erfährst du, worauf es beim nachhaltigen Spenden ankommt - von der Auswahl der richtigen Organisation bis hin zur Gestaltung deiner Spende.
1. Komplexe Probleme lassen sich nicht einfach lösen
Oft werden Spendenaufrufe mit dem Versprechen einer schnellen Lösung für komplexe gesellschaftliche Herausforderungen beworben. Sei es der Wiederaufbau nach einer Naturkatastrophe, die Bekämpfung von Armut oder der Schutz bedrohter Tierarten - die Realität ist meist wesentlich komplexer. Kurzfristige "Quick Fixes" können zwar eine gewisse Linderung bringen, doch um wirklich nachhaltige Veränderung zu bewirken, müssen die zugrundeliegenden Ursachen angegangen werden.
Als Spender*in ist es wichtig, sich dieser Tatsache bewusst zu sein und Organisationen zu unterstützen, die einen ganzheitlichen, langfristigen Ansatz verfolgen. Nur so kann sichergestellt werden, dass deine Spende tatsächlich etwas bewirkt und nicht nach kurzer Zeit verpufft.
2. Hilfe zur Selbsthilfe ist der Schlüssel
In der Vergangenheit haben viele Entwicklungsprojekte darauf gesetzt, modernste Technologien in ärmere Regionen zu bringen, um lokale Probleme zu lösen. Oft wurde dabei aber übersehen, dass den Empfänger*innen die nötige Infrastruktur und Ressourcen fehlten, um diese Technologien langfristig zu warten und instandzuhalten. Mit der Zeit mutierten die einstmals vielversprechenden Lösungen zu neuen Problemen - defekte Anlagen und Sperrmüll.
Nachhaltiger sind Ansätze, die auf den vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen der Zielgruppen aufbauen und diese befähigen, ihre Situation selbstständig zu verbessern. Organisationen, die diesen Ansatz der "Hilfe zur Selbsthilfe" verfolgen, verdienen daher besondere Beachtung bei Spender*innen, die Nachhaltigkeit und Wirksamkeit ihrer Unterstützung sicherstellen wollen.
3. Ungebundene Spenden sind genauso wichtig
Viele Spender*innen denken, dass nur zweckgebundene Spenden, also Spenden für ein ganz bestimmtes Projekt, wirklich etwas bewirken können. Doch das Gegenteil ist der Fall: Ungebundene Spenden, die der Organisation frei zur Verfügung stehen, sind ebenso wichtig für deren Arbeit.
Denn Organisationen müssen flexibel auf sich ändernde Bedürfnisse und Krisensituationen reagieren können. Frei verfügbare Spendengelder erlauben es ihnen, Mittel dort einzusetzen, wo sie gerade am dringendsten gebraucht werden. Auch für wichtige Verwaltungsaufgaten wie Buchhaltung, Berichterstattung und Fundraising sind diese Mittel unverzichtbar. Daher solltest du als Spender*in nicht nur zweckgebundene, sondern auch ungebundene Spenden in Betracht ziehen.
4. Nutze deine Stimme als Multiplikator
Neben deiner finanziellen Unterstützung kannst du als Spenderin auch auf andere Weise einen wertvollen Beitrag leisten: Indem du dein Umfeld auf Organisationen aufmerksam machst, die dir am Herzen liegen. Viele Nonprofit-Organisationen haben begrenzte Ressourcen für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising. Dein Engagement als Fürsprecherin kann ihre Reichweite und Sichtbarkeit entscheidend erhöhen.
Erzähle also deinen Freunden, Verwandten und Bekannten von den Organisationen, die du unterstützt, und erkläre ihnen, warum du dich dafür einsetzt. Deine persönliche Empfehlung ist für potenzielle Spender*innen oftmals überzeugender als klassische Werbung. So können deine Spenden eine vervielfachte Wirkung entfalten.
5. Informiere dich gründlich vor dem Spenden
Bevor du dich für eine Organisation entscheidest, der du deine Spende zukommen lassen möchtest, ist es wichtig, dich ausführlich über deren Arbeit zu informieren. Frage dich, wie die Gelder eingesetzt werden, welche Projekte umgesetzt werden und wie die Organisation sicherstellt, dass ihre Arbeit langfristig Wirkung entfaltet.
Transparenz ist dabei ein entscheidender Faktor: Seriöse Organisationen geben offen Auskunft über ihre Finanzen, Strukturen und Aktivitäten. Sie veröffentlichen Jahresberichte, legen Bilanzen offen und erklären, wie viel Geld in Verwaltung, Fundraising und Projektarbeit fliesst.
Auf Spendenplattformen wie spenden.stiftungschweiz.ch findest du viele Nonprofit-Organisationen, die sich so präsentieren. Dort kannst du dich eingehend über deren Arbeit informieren und die für dich am besten geeignete Empfängerin deiner Spende auswählen.
6. Achte auf Zertifizierungen und Gütesiegel
Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Seriosität einer Organisation sind unabhängige Zertifizierungen und Gütesiegel. In der Schweiz ist die Stiftung Zewo die bekannteste Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Organisationen, die Spenden sammeln.
Zewo-zertifizierte Organisationen müssen strenge Anforderungen erfüllen, um das Siegel zu erhalten. Dazu gehört unter anderem, dass mindestens 65% der Spendengelder direkt in die Projekte fliessen und maximal 14% für Verwaltung und 7% für Werbung verwendet werden. Auch Transparenz in der Berichterstattung ist ein wichtiges Kriterium.
Neben der Zewo-Zertifizierung gibt es weitere Gütesiegel, die Aufschluss über die Seriosität und Wirksamkeit einer Organisation geben können. Informiere dich also, bevor du spendest, ob die Organisation über solche Auszeichnungen verfügt.
7. Kleine Organisationen verdienen ebenfalls Beachtung
Oft konzentrieren sich Spender*innen auf grosse, bekannte Hilfsorganisationen. Doch auch kleinere, lokal verankerte Initiativen leisten wertvolle Arbeit und können eine hohe Wirksamkeit entfalten. Der Spenden-Spiegel der Schweizer Hilfswerke listet zahlreiche solcher Organisationen auf, die sich beispielsweise für den Tierschutz, den Naturschutz oder die Bekämpfung von Armut einsetzen.
Diese Organisationen verfügen häufig nicht über die Ressourcen, um das Zewo-Siegel zu beantragen. Dennoch können sie hocheffizient und zielgerichtet arbeiten. Informiere dich also nicht nur über die grossen Akteure, sondern lass dich auch von kleineren, möglicherweise weniger bekannten Organisationen inspirieren.
8. Spendenportale bieten Orientierung
Um den Überblick über die zahlreichen Spendenorganisationen in der Schweiz zu behalten, können Online-Plattformen wie spenden.stiftungschweiz.ch sehr hilfreich sein. Dort findest du eine Vielzahl von Projekten und Initiativen, die sich um verschiedenste gesellschaftliche Herausforderungen kümmern.
Die Organisationen präsentieren sich auf diesen Portalen ausführlich und transparent. Du kannst dich über deren Ziele, Aktivitäten und Erfolge informieren, bevor du deine Spende tätigst. Viele Plattformen bieten auch die Möglichkeit, Spenden direkt und unkompliziert abzuwickeln.
9. Zweckgebundene Spenden haben Vor- und Nachteile
Viele Spenderinnen entscheiden sich bewusst dafür, ihre Spende für ein ganz bestimmtes Projekt oder Anliegen zu verwenden. Zweckgebundene Spenden können in der Tat sicherstellen, dass das Geld genau dort eingesetzt wird, wo es der Spenderin am wichtigsten erscheint.
Allerdings können solche Zweckbindungen auch nachteilig sein. Denn Organisationen müssen dann möglicherweise Mittel umschichten, um anderweitig dringende Aufgaben zu erfüllen. Oder sie verzichten ganz darauf, Gelder für solche Zwecke entgegenzunehmen. Letztlich ist es also wichtig, dass Organisationen auch über ungebundene Spenden verfügen können, um flexibel und bedarfsgerecht zu agieren.
10. Verwaltungskosten sind nicht gleich Verschwendung
Ein häufiger Vorwurf an Spendenorganisationen lautet, dass ein zu grosser Teil der Gelder für Verwaltung und Overhead aufgewendet wird, anstatt direkt in Projekte zu fliessen. Doch diese Sichtweise greift zu kurz.
Professionelle Strukturen, eine sorgfältige Buchhaltung und ein effektives Fundraising sind unverzichtbar, damit eine Organisation langfristig und nachhaltig arbeiten kann. Ohne diese Grundlagen wären viele Hilfsmassnahmen gar nicht möglich. Entscheidend ist daher, dass der Anteil der Verwaltungskosten in einem angemessenen Rahmen bleibt - laut Zewo-Standard sollte er maximal 14% betragen.
11. Strategisches Spenden für maximale Wirkung
Bei grösseren Spendensummen ist es sinnvoll, strategisch vorzugehen, um die Wirkung deiner Unterstützung zu maximieren. Definiere dafür zunächst deine Ziele und Prioritäten: Möchtest du bestimmte Themen wie Klimaschutz, Armutsbekämpfung oder Bildung fördern? Oder liegt dir ein bestimmter geografischer Raum am Herzen?
Anhand dieser Kriterien kannst du dann gezielt nach Organisationen suchen, die in diesen Bereichen hervorragende Arbeit leisten. Informiere dich ausführlich über deren Konzepte, Erfolge und Zukunftspläne, bevor du deine Spende tätigst. So stellst du sicher, dass dein Geld maximal Wirkung entfaltet.
12. Spenden können auch Steuern sparen
Ein letzter wichtiger Aspekt ist, dass Spenden an gemeinnützige Organisationen in der Schweiz steuerlich absetzbar sind. Wenn du also eine grössere Summe spenden möchtest, lohnt es sich, dies mit deiner Steuererklärung abzustimmen.
Achte darauf, dass du eine Spendenquittung erhältst, die du dann bei deiner Steuererklärung einreichen kannst. Bis zu einem Betrag von 200 Franken reicht auch ein Kontoauszug als Nachweis. So kannst du einen Teil deiner Spende von der Steuer absetzen und musst insgesamt weniger Steuern zahlen.
Fazit: Nachhaltig spenden für maximale Wirkung
Spenden können eine enorme Wirkung entfalten, wenn sie gezielt und überlegt eingesetzt werden. Als Spender*in ist es wichtig, sich mit den Besonderheiten und Herausforderungen des Spendenmarktes vertraut zu machen. Nur so kannst du sicherstellen, dass deine Unterstützung wirklich dort ankommt, wo sie am dringendsten gebraucht wird.
Informiere dich also gründlich über Organisationen, achte auf Transparenz und Seriosität, und wähle Projekte aus, die einen nachhaltigen und ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Auch kleinere, weniger bekannte Initiativen können hocheffizient und wirkungsvoll arbeiten. Und denke daran: Nicht nur zweckgebundene, sondern auch ungebundene Spenden sind entscheidend für den Erfolg der Organisationen.
Mit dieser Herangehensweise kannst du deine Spende so platzieren, dass sie maximale Wirkung entfaltet und einen echten Unterschied macht - für eine bessere Welt.
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