Naturschutz in der Schweiz - Entwicklung und aktuelle Herausforderungen
Die Schweiz, ein Land, das sich durch seine atemberaubenden Landschaften auszeichnet, hat in den letzten Jahren im Bereich des Naturschutzes an Bedeutung gewonnen. Dennoch zeigt ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern, dass die Schweiz in dieser Hinsicht immer noch hinterherhinkt. In diesem Artikel werden wir uns einen umfassenden Überblick über den Naturschutz in der Schweiz verschaffen, die wichtigsten Organisationen vorstellen und die Entwicklung im Laufe der Jahre betrachten.
Übersicht
In der Schweiz haben in den letzten Jahren verschiedene Initiativen und Gesetze im Bereich des Naturschutzes an Bedeutung gewonnen. Trotzdem wird in der Öffentlichkeit und in der Politik oft angenommen, dass die Schweiz in Sachen Naturschutz und Förderung der Biodiversität ein Vorzeigeland ist. Dies ist jedoch nicht der Fall, wie verschiedene Studien und Berichte zeigen. So belegt die Schweiz beispielsweise im europäischen Vergleich den letzten Platz, wenn es um den Anteil von Schutzgebieten an der Landesfläche geht.
Vergleich mit anderen Ländern
Laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) belegt die Schweiz mit einem Flächenanteil von nur 6,5% an Schutzgebieten den letzten Platz von 38 europäischen Ländern. Im Vergleich dazu weist Slowenien einen Flächenanteil von über 50% aus, während Bulgarien, Kroatien und Griechenland mehr als 30% ihrer Flächen unter Schutz gestellt haben. Es ist wichtig zu betonen, dass viele andere Länder in Europa in den letzten Jahren neue nationale Schutzgebiete ausgewiesen haben, während dies in der Schweiz nicht der Fall ist.
Die wichtigsten Organisationen im Naturschutz in der Schweiz
Es gibt eine Vielzahl von Organisationen, die sich in der Schweiz für den Naturschutz einsetzen. Einige der wichtigsten sind:
Bundesamt für Umwelt (BAFU)
Das BAFU ist die Umweltfachstelle des Bundes und gehört zum Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Es hat den Auftrag, die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser, Luft, Ruhe und Wald sicherzustellen, den Schutz vor Naturgefahren zu gewährleisten, die Umwelt und die Gesundheit der Menschen vor übermässigen Belastungen zu schützen und die Erhaltung der Biodiversität und der Landschaftsqualität zu fördern.
Pro Natura
Pro Natura ist die führende Organisation für Naturschutz in der Schweiz. Sie setzt sich aktiv für mehr Natur in der Landschaft, für eine umfassende Sicherung der Naturvorrangflächen ein und fördert insbesondere diejenigen Arten, die auf Artenförderungsprogramme angewiesen sind.
SVS/BirdLife Schweiz
SVS/BirdLife Schweiz ist die schweizerische Naturschutzorganisation mit den Schwerpunkten Naturschutz in der Gemeinde, Schutz der Vögel und ihrer Lebensräume sowie internationale Zusammenarbeit im Naturschutz.
WWF Schweiz
Der WWF Schweiz setzt sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt, die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen und die Eindämmung von Umweltverschmutzung und schädlichem Konsum ein.
Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL)
Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz strebt die Erhaltung, Pflege und Aufwertung der schützenswerten Landschaft in der Schweiz an. Sie verfolgt dieses Ziel, indem sie die natürlichen und kulturellen Werte der Landschaft sichert, fördert und wiederherstellt.
Bei spendenbuch.ch finden Sie viele weitere sehr wichtige Organisationen, die sich für den Schutz unserer Natur einsetzen: www.spendenbuch.ch/collections/umwelt
Entwicklung des Naturschutzes in der Schweiz
Die Entwicklung des Naturschutzes in der Schweiz lässt sich in verschiedene Phasen einteilen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden erste Schutzmassnahmen gesetzlich verankert, wie beispielsweise das Forstgesetz von 1876. In den 1880er Jahren stand die Schaffung eines Nationalparks zur Diskussion.
Die Schweizerische Naturforschende Gesellschaft gründete 1906 die Schweizerische Naturschutzkommission (SNK), auf deren Anregung 1909 der Schweizerische Bund für Naturschutz (SBN, seit 1997 Pro Natura) ins Leben gerufen wurde. Seit den Anfängen des Naturschutzes ist dieser eng mit dem 1905 gegründeten Schweizerischen Heimatschutz verbunden, da die Natur in der Schweiz als Teil des Kulturguts und der Heimat betrachtet wird.
In den 1920er Jahren bis in die 1940er Jahre standen die Ziele des Naturschutzes bedingt durch Wirtschaftskrisen und das Primat der Landesverteidigung im Hintergrund. 1935 berief der Bund zwar eine Natur- und Heimatschutzkonferenz ein, die der SBN mit dem Ziel einer gewissen Verstaatlichung des Naturschutzes angeregt hatte. Aus dieser Konferenz ging 1936 lediglich die Schaffung der eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission als Konsultativorgan des Bundes hervor. Zu diesem Zeitpunkt lehnten auch die Kantone eine eidgenössische Gesetzgebung noch mehrheitlich ab.
Gesetzlich war der Naturschutz vorerst nur im Zivilgesetzbuch von 1907 (Artikel 702) und neben den Gesetzesartikeln aus dem 19. Jahrhundert hauptsächlich in den neuen Gesetzen über Wasserkraft und Gewässerschutz verankert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Naturschutz aufgrund des Wirtschaftswachstums und den damit verbundenen Umweltproblemen eine neue Dringlichkeit. 1962 wurde in der Volksabstimmung eine Ergänzung der Bundesverfassung (BV) um einen Artikel über den Natur- und Heimatschutz (BV 1874 Artikel 24sexies, BV 1999 Artikel 78) angenommen, der vorsieht, dass die Kantone für den Natur- und Heimatschutz zuständig sind. Mit dem Verfassungsartikel erhielten ökologische Argumente gegenüber ästhetischen mehr Gewicht, was auch auf eine verstärkte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik zurückzuführen ist.
Das darauf folgende Gesetz von 1966 löste wichtige Impulse aus und führte dazu, dass in den meisten Kantonen Naturschutzbehörden geschaffen wurden. 1971 wurde das Bundesamt für Umweltschutz (seit 2006 Bundesamt für Umwelt) ins Leben gerufen.
In der Entwicklung des internationalen Naturschutzes spielte die Schweiz eine führende Rolle. Die SNK regte unter ihrem ersten Präsidenten Paul Sarasin 1913 eine erste internationale Konferenz in Bern an. Nach einer längeren Unterbrechung erfolgte nach einer dritten internationalen Konferenz 1948 durch die Vermittlung des SBN im selben Jahr die Gründung des Internationalen Naturschutzverbands.
Aktuelle Herausforderungen und Forderungen
Trotz der verschiedenen Initiativen und Gesetze im Bereich des Naturschutzes in der Schweiz zeigt der Bericht der Umweltorganisationen BirdLife Schweiz, Pro Natura und WWF Schweiz, dass das Ergebnis sogar noch schlechter als erwartet ist. Von den 18 strategischen Zielen des Bundesrats kann laut dem Bericht nur eines bis 2020 erreicht werden, eine nachhaltigere Nutzung der Wälder. Und nur bei 14 von 120 Teilzielen sei genug getan worden, um sie zu erreichen. Bei den übrigen 106 Teilzielen sei wenig bis gar nichts geschehen.
Dies liegt unter anderem daran, dass die Schweiz im Hinblick auf die Fläche und die Qualität der Schutzgebiete in Europa zum Schlusslicht geworden ist. Als einziges Land werde sie bis 2020 das vereinbarte Schutzgebietsziel der Biodiversitätskonvention nicht erreichen, heisst es in dem Bericht. Selbst Länder wie Russland oder Albanien sind besser unterwegs.
Die Umweltorganisationen fordern deshalb, dass die Schweiz beim Schutz der Natur, der Landschaft und der biologischen Vielfalt endlich einen grossen Schritt vorwärts macht. Ziel muss es sein, den längst überfälligen Aktionsplan Biodiversität rasch zu verabschieden und zusammen mit den Kantonen umzusetzen.
Fazit
Der Naturschutz in der Schweiz hat in den letzten Jahren zwar an Bedeutung gewonnen, doch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern besteht noch viel Handlungsbedarf. Die wichtigsten Organisationen im Bereich des Naturschutzes setzen sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt in der Schweiz ein, doch es ist notwendig, dass auch die Politik und die Bevölkerung die Dringlichkeit des Themas erkennen und entsprechende Massnahmen ergreifen. Nur so kann die Schweiz als Vorreiter im Naturschutz zurückkehren und einen Beitrag zum Erhalt der Natur und der Artenvielfalt leisten.
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