Schweizer Entwicklungszusammenarbeit - Schwerpunkte und aktuelle Trends

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Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit hat eine lange Geschichte und hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Die Ursprünge der Entwicklungshilfe gehen bis ins Jahr 1961 zurück, als der Bundesrat erstmals einen Delegierten für Entwicklungszusammenarbeit ernannte. Seitdem hat die schweizerische Entwicklungszusammenarbeit zahlreiche Veränderungen und Herausforderungen erlebt. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die Geschichte, die wichtigsten Akteure, die Auswirkungen und die aktuellen Trends der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit.

Anfänge der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit

1950er-1960er Jahre: Die Gründung und erste Projekte

Die Schweizerische Entwicklungszusammenarbeit begann in den 1950er Jahren mit der Unterstützung von privaten Hilfswerken, die in armen Ländern aktiv wurden. Dabei konnte sie an die Erfahrungen schweizerischer Missionsgesellschaften (z. B. Basler Mission, Missionsgesellschaft Bethlehem) und Missionare in den Überseegebieten anknüpfen. Sakulare und kirchliche Organisationen wie die Schweizer Auslandshilfe (der Vorläufer von Swissaid) oder das Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) hatten ihre Hilfe bisher auf Europa beschränkt und dehnten ihre Aktivitäten nun auch auf die Entwicklungsländer aus. 1955 wurde das Schweizerische Hilfswerk für aussereuropäische Gebiete (SHAG, heute Helvetas) gegründet. Vier Jahre später entstand die der Privatwirtschaft nahestehende Organisation Swisscontact.

1970er Jahre: Entwicklungspolitik und neue Herausforderungen

In den 1970er Jahren wurde die Entwicklungszusammenarbeit stärker politisiert und von internationalen Diskussionen geprägt. Die Schweiz verfolgte dabei eine Doppelstrategie: Einerseits setzte sie auf die Unterstützung von Entwicklungsländern im Rahmen der "Neutralität und Solidarität", andererseits war sie ins antikommunistische Lager des Westens eingebunden. So wurde die Entwicklungshilfe einerseits verstanden als Fortsetzung der humanitären Tradition, andererseits als Mittel, den Kommunismus in den aufstrebenden Entwicklungsländern zurückzudrängen und neue Märkte zu erschließen.

1980er Jahre: Das «verlorene Jahrzehnt»

Die 1980er Jahre waren geprägt von einer wachsenden Kritik an der Entwicklungszusammenarbeit und der Suche nach neuen Ansätzen. Die internationale Schuldenkrise und die sich verschlechternden Handelsbedingungen für Entwicklungsländer führten zu einer stärkeren Verknüpfung von Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik. Die Schweiz setzte auf neue Formen der internationalen Zusammenarbeit, wie zum Beispiel die Förderung von Handel und Investitionen oder die Beteiligung an multilateralen Finanzinstitutionen.

Schwerpunkte und Ziele der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit

Armutsbekämpfung und soziale Gerechtigkeit

Ein zentrales Ziel der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit ist die Bekämpfung von Armut und die Förderung sozialer Gerechtigkeit. Dazu gehört auch die Unterstützung von benachteiligten Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel Frauen, Jugendlichen oder ländlichen Gemeinschaften. Die Schweiz setzt dabei auf eine Vielzahl von Ansätzen und Instrumenten, wie die Förderung von Bildung, Gesundheit, Ernährungssicherheit oder ländlicher Entwicklung.

Nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz

Die Schweiz engagiert sich auch in der Förderung nachhaltiger Entwicklung und des Umweltschutzes. Dabei geht es unter anderem um den Schutz von natürlichen Ressourcen, die Anpassung an den Klimawandel oder die Nutzung erneuerbarer Energien. Die Schweiz unterstützt dabei sowohl globale Initiativen, wie das internationale Klimaabkommen, als auch konkrete Projekte vor Ort.

Friedensförderung und Konfliktprävention

Ein weiterer Schwerpunkt der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit ist die Friedensförderung und Konfliktprävention. Die Schweiz setzt sich dabei für die Stärkung von demokratischen Strukturen, den Schutz von Menschenrechten oder die Versöhnung von Konfliktparteien ein. Dabei arbeitet die Schweiz eng mit internationalen Organisationen, wie den Vereinten Nationen, oder regionalen Akteuren, wie der Afrikanischen Union, zusammen.

Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Handelsförderung

Die Schweiz unterstützt auch die wirtschaftliche Entwicklung in Partnerländern durch die Förderung von Handel und Investitionen. Dabei geht es unter anderem um den Abbau von Handelsbarrieren, die Stärkung von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder die Unterstützung von Privatunternehmen. Die Schweiz setzt dabei auf eine enge Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft und fördert öffentlich-private Partnerschaften.

Die wichtigsten Akteure der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit

Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)

Die DEZA ist das zentrale Organ der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit und gehört zum Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Die DEZA ist für die Planung, Umsetzung und Evaluierung von Entwicklungsprojekten und -programmen verantwortlich und arbeitet dabei eng mit Partnerländern, internationalen Organisationen und der Privatwirtschaft zusammen.

Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)

Das SECO ist ein weiterer wichtiger Akteur in der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit und gehört zum Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement (EVD). Das SECO konzentriert sich auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit und unterstützt insbesondere die Förderung von Handel, Investitionen und Privatsektor-Entwicklung in Partnerländern.

Schweizerische NGO und Hilfswerke

Eine wichtige Rolle in der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit spielen auch zahlreiche nichtstaatliche Organisationen (NGOs) und Hilfswerke, wie zum Beispiel Caritas, Helvetas, Swisscontact oder das Schweizerische Rote Kreuz. Diese Organisationen führen eigene Projekte und Programme in Entwicklungsländern durch und arbeiten dabei oft eng mit der DEZA und dem SECO zusammen. Auch bei spendenbuch.ch finden Sie viele wichtige Akteure, welche sich im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit wirkungsvoll einsetzen: www.spendenbuch.ch/collections/entwicklungshilfe

Aktuelle Trends und Herausforderungen

Globalisierung und neue Akteure

Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit steht im Kontext der Globalisierung und der zunehmenden Vernetzung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vor neuen Herausforderungen. Dazu gehört auch der Einfluss von neuen Akteuren, wie zum Beispiel aufstrebenden Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien, die eigene Entwicklungsmodelle und -strategien verfolgen.

Klimawandel und Umwelt

Der Klimawandel und die zunehmenden Umweltprobleme stellen die Entwicklungszusammenarbeit vor neue Herausforderungen. Die Schweiz engagiert sich daher verstärkt in der Förderung von Klimaschutzmaßnahmen, der Anpassung an den Klimawandel und der nachhaltigen Nutzung von natürlichen Ressourcen.

Migration und Flucht

Die zunehmende Migration und Flucht aus Entwicklungsländern stellt die Schweiz und die internationale Gemeinschaft vor große Herausforderungen. Die Schweiz setzt sich daher für eine stärkere Verknüpfung von Entwicklungszusammenarbeit und Migrationspolitik ein, um die Ursachen von Flucht und irregulärer Migration zu bekämpfen.

Partnerschaften und Zusammenarbeit

Die Schweiz setzt zunehmend auf Partnerschaften und Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, wie zum Beispiel der Privatwirtschaft, internationalen Organisationen oder anderen Geberländern. Dabei geht es darum, gemeinsam effektivere und nachhaltigere Lösungen für die globalen Herausforderungen zu entwickeln.

Fazit

Die Geschichte der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit ist geprägt von zahlreichen Veränderungen, Herausforderungen und Erfolgen. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Schweiz viele wichtige Beiträge zur Armutsbekämpfung, sozialen Gerechtigkeit, nachhaltiger Entwicklung und Friedensförderung in Entwicklungsländern geleistet. Dabei hat sie stets versucht, ihre Politik und Instrumente an die sich wandelnden globalen Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der Partnerländer anzupassen. Auch in Zukunft wird die Entwicklungszusammenarbeit ein wichtiger Bestandteil der schweizerischen Aussenpolitik und ein zentrales Instrument zur Bewältigung der globalen Herausforderungen bleiben.


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