Transparenz und Rechenschaftspflicht in NPOs

Transparenz Rechenschaftspflicht Non-Profit-Organisationen gemeinnützig ZEWO

Der Non-Profit-Sektor ist ein integraler Bestandteil unserer Gesellschaft. Diese Organisationen tragen wesentlich dazu bei, das soziale Gefüge zu stärken und bieten oftmals Dienstleistungen an, die von der Regierung oder dem privaten Sektor nicht erfüllt werden. Jedoch ist der Sektor nicht ohne seine Herausforderungen, und eine der grössten ist die Notwendigkeit, Transparenz und Rechenschaftspflicht zu gewährleisten. Dieser Artikel erforscht, wie gemeinnützige Organisationen in der Schweiz sicherstellen, dass Spenden und Gelder effektiv und transparent verwendet werden.

1. Die Rolle von Non-Profit-Organisationen

Gemeinnützige Organisationen oder Non-Profit-Organisationen (NPO) sind private Organisationen, die öffentliche Dienstleistungen erbringen. Sie sind vor allem den Interessen ihrer Leistungsempfänger verpflichtet und müssen daher gegenüber verschiedenen Interessengruppen Rechenschaft ablegen. Dies beinhaltet Geldgeber, staatliche Regulierungsbehörden, Leistungsempfänger, Peer-Organisationen und Zertifizierungsstellen, unter anderem.

1.1 Herausforderungen der Rechenschaftspflicht

NPO sind mit den Erwartungen vieler Interessengruppen konfrontiert, was hohe Anforderungen an die Umsetzung ihrer Rechenschaftspflicht stellt. Herausforderungen entstehen, wenn sich die Erwartungen dieser Gruppen widersprechen. Zum Beispiel können Forderungen nach niedrigen Overheadkosten im Widerspruch zu Forderungen nach qualifiziertem Personal stehen, um wettbewerbsfähige Dienstleistungen zu erbringen. Daher ist eine einfache Berichterstattung oft nicht ausreichend, wenn NPO die verschiedenen Erwartungen verstehen und gerecht werden wollen.

2. Transparenz als Lösung

Ein integriertes Verständnis von Rechenschaftspflicht kann dazu beitragen, divergierende Erwartungen zu überwinden. Es wird in drei Logiken beschrieben, die verschiedene Zwecke beschreiben, zu denen NPO Rechenschaft praktizieren. Die Ressourcen-Logik dient der Sicherung von Einkommensströmen und basiert auf finanziellem Reporting. Die Outcome-Logik dient der Messung der Wirkung der erbrachten Leistungen. Und schliesslich beschreibt die Diskurs-Logik ein Verständnis der Rechenschaftspflicht, das den Dialog zwischen NPO und den Interessengruppen in den Fokus stellt.

2.1 Drei Leitfragen zur Beurteilung der Rechenschaftspflicht

Um die Rechenschaftspflicht in ihrer NPO zu beurteilen, können Führungspersonen sich drei Leitfragen stellen:

  1. Wie praktizieren wir Rechenschaftspflicht, um die Einkommensquellen zu stärken und die juristische Compliance unserer Organisation sicherzustellen?
  2. Wie stellen wir sicher, die gesellschaftliche Wirkung unserer Leistungen zu messen und stetig zu verbessern?
  3. Wie stellen wir sicher, dass wir die Erwartungen verschiedener Interessengruppen verstehen und möglichst erfüllen können?

3. Gesetzliche Bestimmungen und Standards

In der Schweiz gelten bestimmte Bestimmungen und Standards für Organisationen, die regelmässig nationale oder überregionale Sammlungen und Aktionen zur Gewinnung von neuen Spendern, Gönnern oder Mitgliedern durchführen. Dies gilt insbesondere für Organisationen, die mehr als 5 Millionen Franken Spenden einnehmen.

3.1 Der Schweizerische Sammlungskalender

Die Zewo koordiniert die Daten dieser Sammlungen jährlich im Schweizerischen Sammlungskalender. Jede Organisation erhält innerhalb eines Kalenderjahres maximal drei Sammelzeiten. Basierend auf den Terminen des Vorjahrs erstellt die Zewo jeweils einen Entwurf des Kalenders, in den sie maximal zwei Termine pro Organisation überträgt.

3.2 Rechnungslegung von Non-Profit-Organisationen

Die Rechnungslegung von Non-Profit-Organisationen ist eng mit Fragen der Governance, der Transparenz und der Glaubwürdigkeit verbunden. In diesem Zusammenhang hat die Fachkommission Swiss GAAP FER mit Swiss GAAP FER 21 einen Standard zur Rechnungslegung für gemeinnützige, soziale Non-Profit-Organisationen in Kraft gesetzt. Der Standard gilt heute in der Schweiz als "state of the art" für die Rechnungslegung von Non-Profit-Organisationen.

4. Zehn Thesen zur Rechnungslegung von NPO

Um die Rechenschaftspflicht und Transparenz in NPO zu verbessern, hat PwC zehn Thesen aufgestellt. Diese Thesen berücksichtigen die Rolle von NPO, die Anforderungen an Rechenschaft und Transparenz und die Herausforderungen, denen NPO gegenüberstehen.

4.1 Professionellere Führungsstrukturen

Die erste These besagt, dass die Führungsstrukturen von NPO professioneller werden. Dies ist teilweise auf das ZEWO-Gütesiegel und verschiedene Kodizes zurückzuführen, die Corporate-Governance-Richtlinien für Non-Profit-Organisationen in der Schweiz festlegen.

4.2 Erhöhung der Transparenz der Jahresrechnung

Die zweite These ist, dass Swiss GAAP FER 21 die Transparenz der Jahresrechnung erhöht. Dieser Standard ist in das Rahmenkonzept der Fachempfehlungen eingebettet und weicht nur dann von den allgemeinen FER ab, wenn die Besonderheiten der Non-Profit-Organisationen dies erfordern.

4.3 Unternehmerische Aufgaben von NPO

Die dritte These besagt, dass die unternehmerischen Aufgaben von NPO denen von gewinnorientierten Unternehmen ähnlich werden. Dies impliziert, dass NPO auch ähnliche Rechenschaftspflichten haben sollten.

4.4 Wichtigkeit einer Risikobewertung

Die vierte These betont, dass eine Risikobewertung durch die leitenden Organe für NPO zentral ist. Dies ist wichtig, um sicherzustellen, dass NPO ihre Ressourcen effektiv nutzen und ihre Ziele erreichen können.

4.5 Notwendigkeit einer klar definierten Anlagestrategie

Die fünfte These weist darauf hin, dass NPO eine klar definierte Anlagestrategie benötigen. Dies ist entscheidend, um sicherzustellen, dass NPO ihre Finanzmittel effektiv verwalten können.

4.6 Bildung von Rückstellungen

Die sechste These besagt, dass NPO Rückstellungen vermehrt entsprechend dem Grundsatz der "true and fair view" bilden. Dies bedeutet, dass NPO Rückstellungen in einer Weise bilden sollten, die ein wahres und faires Bild ihrer finanziellen Situation vermittelt.

4.7 Detaillierte Darstellung der Fundraising-Kosten

Die siebte These besteht darauf, dass eine detaillierte Darstellung der Fundraising-Kosten die Jahresrechnung von spendengenerierenden NPO transparent und vergleichbar macht. Dies ermöglicht es Spendern und anderen Interessengruppen, zu sehen, wie NPO ihre Gelder verwenden.

4.8 Offene Kommunikation durch einen aussagekräftigen Leistungsbericht

Die achte These besteht darauf, dass eine offene Kommunikation einen aussagekräftigen Leistungsbericht erfordert. Dies ermöglicht es NPO, ihre Aktivitäten und Leistungen effektiv zu kommunizieren.

4.9 Ein Leitfaden zur wirkungsvollen Berichterstattung

Die neunte These schlägt vor, dass ein Leitfaden zur wirkungsvollen Berichterstattung NPO die Arbeit erleichtert. Dies kann NPO dabei helfen, effektive und aussagekräftige Berichte zu erstellen.

4.10 Der Dialog mit der externen Revision

Die zehnte These betont, dass der Dialog mit der externen Revision Sicherheit nach innen schafft und Vertrauen nach aussen aufbaut. Dies ist wichtig, um das Vertrauen der Interessengruppen in NPO zu stärken.

5. Arbeitspapier der AG "Transparenz im Nonprofit-Sektor"

Die AG "Transparenz im Nonprofit-Sektor" hat ein Arbeitspapier veröffentlicht, das darauf abzielt, Transparenz und Rechenschaftspflicht im Nonprofit-Sektor zu stärken. Das Papier argumentiert, dass NPO Treuhänder von geschenkter Zeit, Geld und anderen Werten für das Gemeinwohl sind und daher eine besondere Verpflichtung zur Transparenz und Rechenschaft gegenüber der breiten Öffentlichkeit haben.

5.1 Die Situation

Das Arbeitspapier stellt fest, dass der Nonprofit-Sektor in Deutschland ein erhebliches Gewicht erlangt hat und dass NPO ein hohes Mass an Glaubwürdigkeit geniessen. Es betont jedoch auch, dass mit jedem weiteren Skandal das Grundvertrauen in gemeinnützige Organisationen immer mehr in Frage gestellt wird.

5.2 Das Problem

Das Papier identifiziert das Fehlen einer Publikationspflicht als ein zentrales Problem, das eine faktenbasierte Debatte behindert. Es weist darauf hin, dass NPO in Deutschland nicht verpflichtet sind, die Öffentlichkeit über die Verwendung ihrer Mittel zu informieren, und dass Informationen zu den ca. 550.000 Vereinen auf über 600 Amtsgerichte verteilt sind und nur in Ansätzen elektronisch erfasst sind.

5.3 Wege zur Lösung

Das Arbeitspapier schlägt verschiedene Wege zur Lösung des Problems vor. Diese beinhalten offenen, kritischen Diskurs über angemessene Transparenz- und Rechenschaftspflichten von NPO, Wahrnehmung der natürlichen Vorbildfunktion des Nonprofit-Sektors in Sachen Transparenz und Rechenschaft durch aktive Transparenzinitiativen und wirksame Selbstregulierung, sowie die Mitwirkung an der Entwicklung eines einheitlichen Formates für die aussagekräftige Berichterstattung gegenüber der Öffentlichkeit.

6. Fazit: Die Bedeutung von Transparenz und Rechenschaftspflicht

Die Bedeutung von Transparenz und Rechenschaftspflicht in Non-Profit-Organisationen kann nicht genug betont werden. Es ist unerlässlich, dass diese Organisationen transparent und rechenschaftspflichtig gegenüber ihren Stakeholdern sind, um das Vertrauen in ihre Arbeit aufrechtzuerhalten und zu stärken. Durch die Umsetzung von guten Governance-Praktiken und die Einhaltung von Standards und gesetzlichen Bestimmungen können NPO sicherstellen, dass Spenden und Gelder effektiv und transparent verwendet werden. In der Schweiz tragen Initiativen wie Swiss GAAP FER 21 und die Arbeit von Organisationen wie Zewo und PwC dazu bei, diesen Standard zu fördern und aufrechtzuerhalten.

7. Ausblick: Die Zukunft der Transparenz und Rechenschaftspflicht in NPO

In der Zukunft wird es zunehmend wichtig sein, dass NPO ihre Transparenz und Rechenschaftspflicht weiter verbessern. Dies wird nicht nur dazu beitragen, das Vertrauen der Stakeholder in NPO zu stärken, sondern auch dazu beitragen, die Leistungserbringung der NPO zu stärken und einen strategischen Mehrwert zu schaffen. Darüber hinaus wird es auch dazu beitragen, die Glaubwürdigkeit des gesamten Non-Profit-Sektors zu stärken und zu erhalten.

Es ist daher wichtig, dass NPO weiterhin in gute Governance-Praktiken investieren und sicherstellen, dass sie über die notwendigen Systeme und Prozesse verfügen, um Transparenz und Rechenschaftspflicht zu gewährleisten. Darüber hinaus wird es auch wichtig sein, dass NPO weiterhin in die Entwicklung und Implementierung von Standards und Best Practices investieren, um sicherzustellen, dass sie ihre Ressourcen effektiv und transparent verwalten.

8. Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Transparenz und Rechenschaftspflicht in Non-Profit-Organisationen von entscheidender Bedeutung sind. Durch die Sicherstellung von Transparenz und Rechenschaftspflicht können NPO das Vertrauen ihrer Stakeholder stärken und sicherstellen, dass sie ihre Ressourcen effektiv und transparent nutzen. In der Schweiz tragen Initiativen wie Swiss GAAP FER 21 und die Arbeit von Organisationen wie Zewo und PwC dazu bei, diesen Standard zu fördern und aufrechtzuerhalten. Es wird jedoch zunehmend wichtig sein, dass NPO ihre Bemühungen zur Verbesserung der Transparenz und Rechenschaftspflicht weiter verstärken, um das Vertrauen in ihre Arbeit aufrechtzuerhalten und zu stärken.

9. Schlusswort

Die Bedeutung von Transparenz und Rechenschaftspflicht in Non-Profit-Organisationen kann nicht genug betont werden. Diese Organisationen spielen eine entscheidende Rolle in unserer Gesellschaft und es ist unerlässlich, dass sie transparent und rechenschaftspflichtig gegenüber ihren Stakeholdern sind. Durch die Gewährleistung von Transparenz und Rechenschaftspflicht können NPO das Vertrauen in ihre Arbeit stärken und sicherstellen, dass Spenden und Gelder effektiv und transparent verwendet werden. Es liegt an uns allen – den NPO, den Regulierungsbehörden, den Spendern und der Öffentlichkeit – sicherzustellen, dass wir diesen Standard fördern und aufrechterhalten.


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